Kaum eine Frage wird mir öfter gestellt. Aber bei den ganzen Möglichkeiten ist es auch schwer den Überblick zu behalten. Deshalb schreibe ich hier einmal kurz nieder, welche Erfahrungen ich selbst gemacht habe und was ich bisher beobachten konnte. MDH, HTW, Qantm, SAE, Games Academy, School4Games: Allein in Berlin werben mehrere Anbieter mit spezialisierten Ausbildungen oder Studiengängen mit optimalen Einstiegschancen, die sie schaffen sollen. Meiner Erfahrung nach funktioniert für jeden der optimale Einstieg anders. Denn schließlich hat jeder individuelle Hard- und Softskills, sowie diverse Vorerfahrungen. Im Groben unterscheide ich zwischen vier unter-schiedlichen Einstiegsmöglichkeiten: Studium (staatlich), Studium (privat), Privatausbildung und Quereinstieg. Jede dieser Varianten hat ihre spezifischen Vor- und Nachteile. Studium (staatlich) Pro:
Studium (privat) Pro:
Privatausbildung Pro:
Quereinstieg Pro:
Das war jetzt natürlich nur eine sehr grobe Übersicht. Jeder muss für sich selbst entscheiden, was in seinen Augen am angemessensten ist. Allgemein muss ich aber sagen: Wer keine Vorkenntnisse hat, sollte entweder richtig studieren gehen oder sich Kenntnisse antrainieren, zum Beispiel durch Modding oder das Entwickeln eigener Games, genügend Programme gibt es ja, auch gratis. | Eine Privatausbildung empfehle ich hingegen nur, wenn man schon sehr viel Vorerfahrung gesammelt hat. Hier werden in kurzer Zeit die Industriestandards vermittelt und geübt. jedoch fehlt hier oft die Zeit, die neu erlernten Skills zu festigen, weswegen Absolventen oft viel leichter in die Industrie kommen, wenn sie schon anderweitig Erfahrung gesammelt haben. Eine Ausbildung direkt nach dem Schulabschluss ist somit nur bedingt sinnvoll. Was allerdings auch hilft, ist ein Studium in einem verwandten Bereich. Game Designern empfehle ich beispielsweise ein Studium in Medieninformatik oder Kommunikationsdesign, Projektmanager machen mit BWL definitiv nichts verkehrt und so weiter. All diese Maßnahmen erhöhen die Chance, in die Branche zu kommen. Wichtig ist, dass man einen Nachweis hat, dass man dorthin will und einen Nachweis hat, dass man die nötigen Skills mitbringt. Prinzipiell gilt hier aber, dass praktische Projekte (im Idealfall Spiele) mehr zählen als reine Abschlüsse. Ein Masterstudent der noch nie ein Spiel fertiggestellt hat, hat oft schlechtere Karten als ein Quereinsteiger mit 10 Jahren Moddingerfahrung. Also wenn man sich für ein Studium oder eine Ausbildung entscheidet, sollte man unbedingt einen Blick in das Curriculum werfen und sicher stellen, dass der Lehrplan praxisorientiert ist und man an spielbaren Projekten arbeiten wird. Im Idealfall sind die Projektzeiten möglichst lang und somit Industrienah. Kein größeres Studio entwickelt Spiele in nur 4 Wochen (Deswegen gehen auch Praktika meist 6 Monate). Der allerwichtigste Punkt jedoch ist Vitamin B. Gerade in Deutschland ist die Industrie sehr überschaubar. Jeder kennt jeden. Einen namhaften Referenzkontakt zu haben, der sich für einen verbürgt, ist Gold wert. Ich spreche hier aus Erfahrung: Ich habe nur wenig gemoddet und beide Projekte meiner Ausbildung bei der Games Academy waren Fehlschläge, aber die Leute wussten, dass ich reinholze und mit Leidenschaft dabei bin. Ich habe mich für keinen der Jobs in denen ich gelandet bin beworben, ich kam immer auf Empfehlung rein. Das kann aber natürlich auch nach hinten losgehen: Wenn man es sich mit den falschen Leuten verscherzt, hat man es sichtlich schwerer einen Job zu bekommen, weswegen man niemals zu leichtfertig herum trollen sollte oder haten. Auf die Facebookseite zu schreiben "Höh! Browsergames sind der letzte Rotz und f2p ist totale ABZOCKE!!!", naja, sagen wir einfach in einem Land wie Deutschland, dessen Industrie vorwiegend von entsprechenden Firmen (InnoGames, Goodgames Studios, Bigpoint, BlueByte) gesteuert wird, wird man nach so einem Spruch viel Glück brauchen. Ein Branchennetzwerk baut man am besten während des Studium auf, wenn man Kontakt zu anderen Studenten oder industrienahen Dozenten hat. Außerdem gibt es in den großen Städten regelmäßig entsprechende Events, zum Beispiel GameJams oder hier in Berlin den GameCreator's Hangout. oft finden sich hier auch Dozenten oder Fachkräfte, die nicht nur Spaß haben wollen, sondern auch gleich nach Nachwuchs Ausschau halten. Events wie die Making Games Talents sind auch immer eine gute Plattform, um sich in das Gedächtnis zu bringen. Einen weiteren Punkt sollte man sich aber auch immer bewusst halten: Hier wird CherryPicking betrieben und das oft im großen Stil. Allein Goodgame Studios hat monatlich ca 3.000 Bewerber. unsere lokale Industrie ist aber vielleicht nur 10.000 Mann stark. Wir haben also unzählige Bewerber und die Firmen wollen nur die besten haben. Also werden sie Dich auf Herz und Nieren prüfen. Oder kurz: Praktikum, Praktikum, Praktikum. Solange Du keine Killer-Referenzen hast, kommst du da nicht drumherum, egal ob du vorher 40.000€ in ein privates Master-Studium gesteckt hast. Diese Branche lebt von Leidenschaft. Willst Du reich werden und hoffst hier kaum richtig arbeiten zu müssen, bist Du hier an der falschen Adresse. Die Einstiegsgehälter sind niedrig und auch die späteren sind... zwar nicht schlecht aber reich sieht anders aus. Überstunden sind in vielen Firmen eher die Regel als die Ausnahme, vor allem in den gefürchteten Crunch-Times. Also ich fasse zusammen:
Beachte diese Punkte und der Einstieg sollte klappen. |
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